Artikel: Alles rund ums Knüpfen: Knoten, Technik und Aufwand

Alles rund ums Knüpfen: Knoten, Technik und Aufwand
Hast du dich schon einmal gefragt, was hinter dem feinen, dichten Flor eines handgeknüpften Teppichs steckt ?
Das Knüpfen
Handgeknüpfte Teppiche werden auf einem speziellen Rahmen, dem sogenannten Knüpfstuhl hergestellt. Dieser wird, abhängig von der Breite, die der Teppich ein mal haben soll, jedes mal individuell vorbereitet.
Genau wie beim Weben, werden zunächst die vertikalen Kettfäden auf dem Knüpfstuhl eingespannt. Dabei ist es sehr wichtig, dass sie straff bleiben, damit der Teppich später keine Wellen oder Unebenheiten bekommt.
Nun kommt der wichtigste Schritt:
Der eigentliche Florfaden – also das, was später die Oberfläche des Teppichs bildet – wird per Hand eingeknotet. Jeder einzelne Knoten wird festgezogen und so entsteht, Knoten für Knoten, das gewünschte Muster, exakt nach Vorlage, oder auch ganz frei improvisiert.
Sobald eine Reihe vollständig geknotet wurde, wird der Schussfaden eingewebt - abwechselnd, über und unter den gespannten Kettfäden hindurchgeführt und anschließend mit einem Metallkamm dicht an die Knoten gedrückt. So wird sichergestellt, dass die Knoten gerade und fest an der richtigen Stelle sitzen und eine dichte Struktur entsteht. Der Kettfaden gibt den Knoten, beziehungsweise dem entstehenden Teppich, zusätzlichen Halt und Festigkeit.
Die Knoten eines handgeknüpften Teppichs sind der Schlüssel zur Qualität und Haltbarkeit. Dabei gibt es unterschiedliche Knotenarten, die den Teppich nicht nur in seiner Struktur beeinflussen, sondern auch in seinem Aussehen, seiner Robustheit und seiner Haptik.
Je nach Provinz, Design und Verwendungszweck werden unterschiedliche Knotenarten verwendet.
Hier werfen wir einen Blick auf die bekanntesten Knüpftechniken und ihre Besonderheiten:
Senneh-Knoten (persischer Knoten)
Der Senneh-Knoten wird auch als doppelter Knoten, asymmetrischer Knoten und Persischer Knoten bezeichnet. Er steht für die bekannteste und traditionellste Knüpftechnik.
Wie funktioniert er?
Der Senneh-Knoten wird nur um einen Kettfaden geschlungen, dann wird der Faden offen hinter dem benachbarten Kettfaden vorbeigeführt, sodass die beiden Enden von einem einzelnen Kettfaden getrennt werden. Der Knoten kann links oder rechts offen sein.
Was macht ihn besonders?
Der Senneh-Knoten eignet sich besonders für sehr feine und detaillierte Muster mit einer hohen Knotendichte.
Er wird typischerweise für Perserteppiche, insbesondere in den Provinzen Täbriz, Isfahan oder Nain verwendet.
Ghiordes-Knoten (türkischer Knoten)
Der Ghiordes-Knoten, auch einfacher, symmetrischer oder türkischer Knoten genannt, ist besonders widerstandsfähig.
Wie funktioniert er ?
Der Faden läuft unter einem Kettfaden nach außen, kehrt nach vorn zurück und wird um beide Kettfäden geschlungen, wodurch ein kragenförmiger Knoten entsteht. Schließlich werden die Enden durch die Mitte gezogen, sodass sie zwischen denselben Kettfäden hervortreten.
Was macht ihn besonders ?
Der Senneh-Knoten ist typisch für türkische, kaukasische und turkmenische Teppiche, die durch ihre robuste Struktur und traditionellen Designs bestechen.
Der Tibetische Knoten
Der tibetische Knoten ist eine besondere Knüpftechnik, die einen sehr weichen, dicht wirkenden Teppich entstehen lässt, mit einem plüschigen Flor.

Wie funktioniert er ?
Beim tibetischen Knoten wird das Garn über eine Stange gelegt und um zwei oder mehr Kettfäden geschlungen.
Wenn eine Reihe fertig ist, wird die Stange nach unten geschoben und mithilfe des Holzhammers festgeklopft. Der Metallkamm sorgt dafür, dass das Garn fest an der richtigen Stelle sitzt.
Zum Schluss werden die Schlingen aufgeschnitten und die Stange wird entfernt - So entsteht ein besonders weicher und plüschiger Flor.
Was macht ihn besonders ?
Der tibetische Knoten ist besonders in Nepalesischen und Tibetischen Teppichen zu finden, die durch ihre dichte, weiche Oberfläche bestechen.
Die Knotendichte
Die Knotendichte ist einer von mehreren wichtigen Faktoren, hinsichtlich der Einordnung handgeknüpfter Teppiche, in Bezug auf die Wertigkeit.
Aber auch für die Ästhetik spielt sie eine wichtige Rolle.
Man kann sich Knoten wie die Auflösung/die Anzahl der Pixel bei einem Bildschirm vorstellen. Je mehr Knoten bzw. Pixel, desto schärfer das Bild.
Begeistert man sich beispielsweise für fein verästelte florale Muster, mit perfekter Symmetrie, ist eine hohe Knotendichte erforderlich.
Für einen rustikalen Look, oder einen einfachen uni Teppich, kann die Knüpfung problemlos auch etwas grober ausfallen.
In der Welt der Teppiche gilt daher folgende Regel: je mehr Knoten, desto mehr Arbeitsaufwand / kostet der Teppich.
Natürlich spielen Faktoren wie das verwendete Material, Alter, Zustand, Auflage etc. eine ebenso wichtige Rolle für die Bestimmung des Wertes eines Teppichs.
Die Knotendichte lässt sich anhand der Rückseite des Teppichs grob abschätzen:
Dazu wird die Anzahl der Knoten auf einem Zentimeter Länge gezählt, mit 100 multipliziert und anschließend quadriert. Allerdings kann die Dichte je nach Knüpftechnik und über die Fläche hinweg leicht variieren.
Teppiche mit einer Knotendichte von 40.000 bis 180.000 Knoten/m² haben eine grobe und rustikale Optik. Diese Knotendichte ist häufig bei Berber Teppichen oder modernen Designerteppichen mit abstrakten Mustern zu finden.
180.000 bis 400.000 Knoten/m² haben häufig hochwertige Perserteppiche mit detailreichen Mustern und Ornamenten.
Teppiche mit einer Knotendichte von 500.000 bis 1.000.000 Knoten/m² und mehr ermöglichen extrem feine und detailreiche Muster. Insbesondere Seidenteppiche werden so fein geknüpft.
Es gibt tatsächlich auch Ausreisser, die sogar noch feiner geknüpft sind. Sie bilden aber die Ausnahme und sind eher selten zu finden.
Natürlich haben auch wir einige solcher Stücke im Sortiment. Sprich uns beim nächsten Besuch gerne drauf an, wenn es Dich interessiert!
Die Knüpfleistung
Hast du dich schon einmal gefragt, wie lange es dauert einen handgefertigten Teppich zu knüpfen ?
Die Antwort ist faszinierend und sie zeigt, wie viel Hingabe in jedem einzelnen Knoten steckt.
Als Beispiel nehmen wir einen modernen Teppich mit einer Größe von 240 x 170 cm und einer Knotendichte von 160.000 Knoten/m².
Für diesen Teppich müssten dementsprechend insgesamt 640.000 Knoten geknüpft werden.
Erfahrene Knüpfer*innen schaffen durchschnittlich 10.000 Knoten pro Tag – das heißt, für diesen Teppich werden ca. 64 Arbeitstage benötigt. Bei einer sechstägigen Arbeitswoche entspricht das ungefähr zwei bis drei Monaten Arbeit.
Doch nicht jeder handgeknüpfte Teppich ist gleich, und viele Faktoren beeinflussen die Knüpfgeschwindigkeit:
Die Erfahrung der Knüpfer*innen – Je routinierter die Hände, desto schneller gleiten sie über den Knüpfstuhl.
Das Muster – Einfache, wiederholende Muster, oder Uni-Teppiche, lassen sich schneller umsetzen als detailreiche Ornamente oder kunstvolle Blumenmotive.
Die Materialien – Seide ist rutschiger und schwerer zu verarbeiten als grobe Schafwolle.
Die Knotentechnik – Ein feiner Knoten, wie der persische Senneh-Knoten, erfordern mehr Zeit als gröbere Techniken.
Arbeitsumfang – Je größer ein Teppich, desto länger die Herstellungszeit- ganz logisch.
Doch nicht selten, ist das Teppich-Knüpfen nur ein Nebenerwerb und wird, beispielsweise von Farmern, bei schlechtem Wetter ausgeübt.
Die Knüpfzeit eines Teppichs verlängert sich dadurch natürlich entsprechend.
Fest steht: Jeder handgefertigte Teppich ist das Ergebnis von monatelanger Hingabe, jahrhundertealtem Wissen und unermüdlicher Fingerfertigkeit!