
Gewebt vs. Geknüpft
Die ersten handgemachten Teppiche im Orient entstanden, da die Menschen nach Komfort und Wärme suchten - sie boten Schutz vor der heißen Sonne und machten das Sitzen und Essen auf dem Boden angenehmer. Doch schon bald wurden sie mehr als nur ein praktischer Begleiter – sie entwickelten sich zu wertvollen Kunstwerken, die Schönheit, Tradition und Handel miteinander verbanden.
Handgemachte Teppiche lassen sich grundsätzlich in gewebte und geknüpfte Teppiche unterteilen.
Inzwischen gibt es zwar einige weitere Herstellungsarten (z.B Tufting oder Loom), die sich als Antwort auf die sinkende Erwartung hinsichtlich der Langlebigkeit und Qualität eines Teppichs entwickelt haben. Wir beschränken uns hier jedoch auf die beiden ursprünglichsten und traditionellsten Teppich-Arten.
HANDGEWEBTE TEPPICHE
Das Weben ist im Vergleich zum Knüpfen, deutlich weniger material- und zeitaufwendig. Daher waren gewebte Teppiche schon sehr früh weit verbreitet und gelten als Vorläufer.
Beim Weben werden zunächst die Kettfäden – die vertikalen Grundfäden, die dem Teppich Festigkeit geben – auf einem Webstuhl gespannt.
Danach wird der Schussfaden – der Faden, der das Muster und die Stabilität des Teppichs bestimmt – von Hand abwechselnd über und unter die Kettfäden geführt.

Ein besonderes Merkmal von handgewebten Teppichen ist, dass sie keinen Flor haben – das bedeutet, anders als handgeknüpfte Teppiche, haben sie keine hochstehende, flauschige Oberfläche, sondern sind eher flach und rau in der Haptik.
Je nach Provinz und Verwendungszweck des Teppichs, haben sich verschiedene Webarten entwickelt.
Bei der traditionellsten Webart entsteht ein flacher, fester Flor, der beidseitig nutzbar ist, da Vorder- und Rückseite exakt gleich aussehen. Genau so entseht ein Kelim Teppich - bestimmt hast auch Du schon einmal davon gehört!
Eine besondere Art des Kelims ist der Schlitzkelim. Früher wurde sie dafür verwendet, um sich vor der Hitze der Sonne zu schützen und gleichzeitig vom Tageslicht zu profitieren. Der Schussfaden wird beim Schlitzkelim nicht über die gesamte Breite des Teppichs geführt, sondern nur bis zur Farbgrenze, anschließend läuft er wieder zurück. Der Schlitz entsteht also immer da, wo eine neue Farbe beginnt.
Die Licht spendenden Schlitze, sorgen außerdem für eine besondere Akzentur der Muster.
Wir lieben, wie herrlich die Sonne sich mit diesem zauberhaften Kelim vereint.
Neben dem wohl bekanntesten Web-Teppich-Klassiker, gibt es beispielsweise aber auch tolle Aubusson / Gobelin, oder Soumak Teppiche.
HANDGEKNÜPFTE TEPPICHE
Handgeknüpfte Teppiche werden auf einem speziellen Rahmen, dem sogenannten Knüpfstuhl hergestellt. Dieser wird, abhängig von der Breite, die der Teppich ein mal haben soll, jedes mal individuell vorbereitet.
Genau wie beim Weben, werden zunächst die vertikalen Kettfäden auf dem Knüpfstuhl eingespannt. Dabei ist es sehr wichtig, dass sie straff bleiben, damit der Teppich später keine Wellen oder Unebenheiten bekommt.
Nun kommt der wichtigste Schritt:
Der eigentliche Florfaden – also das, was später die Oberfläche des Teppichs bildet – wird per Hand eingeknotet. Jeder einzelne Knoten wird festgezogen und so entsteht, Knoten für Knoten, das gewünschte Muster, exakt nach der Vorlage, oder auch ganz frei improvisiert.
Sobald eine Reihe vollständig geknotet wurde, wird das Gewebe mit einem Metallkamm festgezogen, um sicher zu stellen, dass die Knoten an der richtigen Stelle fest sitzen und eine dichte Struktur entsteht.
Anschließend wird der Schussfaden eingeflochten - abwechselnd, über und unter den gespannten Kettfäden hindurchgeführt. So gibt er den Knoten, beziehungsweise dem entstehenden Teppich, zusätzlichen Halt und Festigkeit.
Dieser Vorgang – Knoten, Festklopfen, neuer Querfaden – wird immer wieder wiederholt, bis der ganze Teppich fertig ist. Je nach Größe des Teppichs kann das hunderte bis tausende Male nötig sein!
Zum Schluss wird der Flor auf die gewünschte Höhe geschoren.
Die Knoten eines handgeknüpften Teppichs, sind der Schlüssel zur Qualität und Haltbarkeit. Je nach Provinz, Design und Verwendungszweck, haben sich unterschiedliche Knotenarten entwickelt.
In unserem Blog-Beitrag Alles rund ums Knüpfen erläutern wir dir die typischen Knotenarten und geben dir einen Einblick darein, wie lange es dauert bis ein handgeknüpfter Teppich fertig gestellt ist. Klicke hier um mehr zu erfahren.
Ketteln
Nachdem der Teppich vom Knüpfstuhl geschnitten wird, werden die Kanten gekettelt und die Fransen verknotet. Somit wird verhindert, dass sich der Teppich wieder aufribbelt.
Finishing
Das Finishing ist der letzte und wichtigste Schritt der Herstellung eines Teppichs, dessen Relevanz aber häufig verkannt wird.
Erst jetzt kommt das wahre Gesicht, bzw. die wahre Schönheit des Teppichs zum Vorschein.
Der Flor wird zunächst gleichmäßig auf die gewünschte Florhöhe geschoren, denn beim Knüpfen wird das Garn, um es verknoten zu können, recht lang gelassen.
Der Teppich wird anschließend mindestens ein mal mit rückfettender Naturseife gewaschen.
Zum Trocknen und zur Farbfixierung wird der Teppich in die Sonne gelegt - so kommt der schöne Glanz des Teppichs auf ganz natürliche Art und Weise.
Nun können per Hand mit der Schere unterschiedliche Florhöhen eingearbeitet werden, um einige Muster und Stellen des Teppichs durch hervorzuheben. Dieser 3D- Effekt ist häufig bei unseren Designer Teppichen zu finden.